Saturday, May 24, 2008

Mai 2008 im Croix Rousse

Kurz bevor der Mai zu Ende geht (und ich wieder nach Deutschland aufbreche), möchte ich kurz erwähnen, wie Frankreich den 40. Jahrestag des Mai 1968 feiert. Dass mein Viertel (Croix Rousse) tendenziell eher links ist, dürfte beim Lesen meines kleinen Beitrags über das Croix Rousse ziemlich klar sein. Wo so viele Künstler und Familien leben, ist Sarkozy tendenziell wenig beliebt. Doch wie jetzt hier täglich mit unterschiedlichen künstlerischen und politischen Aktionen versucht wird, den Hauptplatz wieder zum Ort für Demokratie zu machen, habe ich noch nirgends sonst erlebt. Streng im Geiste der 68er erstrahlt er in buntem, selbstgestalteten Glanz, sogar die Getränkepreise sind frei wählbar. Politische Aussagen, aber nicht gepackt in dröge Vorträge, sondern in Konzerte, Debatten und Lesungen. Einen längeren Beitrag mit mehr Informationen zum Mai 2008 im Croix Rousse gibt es auf meinem Blog. Dort gibt es auch eine Sammlung von Bildern.

Thursday, March 20, 2008

Bilder vom Fête des Lumières

Alljährlich in Lyon gibt es ein ganz besonderes Ereignis: Das "Fête des Lumières" mit ganz vielen bunten Lichtern. Es sind Millionen Menschen unterwegs und schauen sie sich an. Wenn ihr euch sie auch anschauen wollt, könntet ihr einfach mal bei meinem entsprechenden Beitrag vorbeischauen. Zum Download und Benutzen gibt es sie bei Flickr. Aber bloß nicht die Lizenz vergessen! ;-)

Warum deutsch-französische Klischees nicht stimmen

Ich bin ein Dichter und Denker. Das sagt man jedenfalls von mir, weil ich bin ja deutsch. Nun befinde ich mich aber gerade in einer Situation, in der mir besonders viele Nicht-Deutsche über den Weg laufen, allen voran Franzosen. Das ist ziemlich gut, immerhin kann man dann nämlich mit ihnen reden und hoffen, dass sie das eigene Deutsch-Sein erst nach zwei Wörtern feststellen. Mit einigen von ihnen kann man jedoch nicht reden, weil sie gerade ihre Vorlesungen halten: Professoren. Und da frage ich mich dann ernsthaft, ob ich wirklich ein Denker bin.
In einem eigenen Beitrag habe ich für ihren Stil einmal die schöne Metapher "la tyrannie d'autrement dit" gefunden. Sie kommen mit ihren handgeschriebenen (handgeschriebenen!) Notizen in den Kurs und diktieren drauf los. In immer neuen Schnörkeln schrauben sie sich in die Atmosphäre hinauf. Und ich komme nicht mehr mit. Schade, wohl doch kein Denker ;-)
Ich bin ein Bürokrat. Das sagt man jedenfalls von mir, weil ich bin ja deutsch. Komischerweise mögen die Französen ihren Papierkram genauso sehr wie wir. Vor allem, wenn man Spanisch lernen möchte. Da muss man nämlich vor allem mal Tabellen ausfüllen. Danach darf man dann Spanisch lernen. Oder man macht einfach nicht mit und lernt einfach so Spanisch ohne Tabellen. So richtig rebellisch. Komisch, ich dachte immer, Deutsche wären so unrebellisch, im Gegensatz zu den ewig streikenden Franzosen...
Was lernen wir daraus? Klischees stimmen nicht. Stimmt's?

Wednesday, January 30, 2008

Ausflug nach Avignon und Marseille

Chapeau! Ein neuer Beitrag, frisch eingetroffen aus Frankreich. Auch dieses Mal doppelt veröffentlicht: hier und auf meinem privaten Blog. Dieses Mal habe ich allerdings hier keine Bilder veröffentlicht - sie sind nämlich nicht von mir, und deshalb möchte ich sie nur auf meinem privaten Blog veröffentlichen. Wer Bilder sehen will, schaue also am besten einfach mal vorbei. Doch nun... zum Text!

So ein Erasmus-Jahr in Frankreich hat einen entscheidenden Nachteil: Man ist nur in einem einzigen Ort. Nun ist unser Nachbarland allerdings ziemlich groß und hat einiges zu bieten – vor allem viele sehr unterschiedliche Aspekte. Und so lange die frisch erworbenen Französisch-Kenntnisse noch frisch sind, kann man das Land ruhig auf eigene Faust erkunden. Und so begaben sich einige unerschrockene Deutsche (und ein Österreicher) am vergangenen Wochenende auf die Reise: von Lyon nach Avignon nach Marseille und zurück.

Etappe 1: Avignon


Welcome to Südfrankreich! Oder: Wintersemester bei 19 Grad. Kein Witz. Die erste Station war Avignon: etwas über zwei Stunden im Regionalzug von Lyon entfernt, reizt die traditionsreiche Stadt mit dem berühmten “Palais des Papes” aus dem 14. Jahrhundert…

Moment mal. Päpste in Avignon? Sitzen die nicht immer in Rom respektive im Vatikan? Tun sie, haben sie auch meistens, aber eben nicht immer. Anfang des 14. Jahrhunderts nämlich zogen sie nach Avignon (“Exil von Avignon”) und blieben dort für einige Zeit. Als einer von ihnen (Gregor XI.) nach Rom zurückging, widersetzten sich die Franzosen der Macht aus Italien und wählten lieber ihre eigenen Päpste. Das Ganze nannte man dann “Großes Abendländisches Schisma”, das bis 1417 andauerte. Insgesamt gab es neun Päpste in Avignon - teilweise heute allerdings als “Gegenpäpste” geführt. Wer mehr Informationen dazu wünscht, kann bei den beiden Artikeln “Exil von Avignon” und “Abendländisches Schisma” von Radio Vatikan fündig werden - oder im Lexikon seines Vertrauens.

Der Papstpalast ist jedenfalls ein eindrucksvolles Gebäude - ganz in Weiß, mit fantastischen Gärten. Es gibt auch ein Museum, das ich mir aber nicht angeschaut habe. Von anderen weiß ich allerdings, dass dort die Geschichte der Päpste von Avignon noch einmal schön nacherzählt wird. Ein Besuch allemal wert.

Außerdem haben wir natürlich die berühmte Brücke besucht, die man nach geschätzten 2 Stunden Französisch-Unterricht in der Schule besingt. Das heißt, sie ist eigentlich nur eine halbe Brücke. Die “Pont St. Bénézet”, wie sie eigentlich heißt, wurde nämlich mehrmals durch Kriege und Fluten zerstört, bis man sie dann irgendwann einfach nicht mehr aufbaute. Heute ist die Brücke Teil des Weltkulturerbes - aber trotzdem nicht mal annähernd so spektakulär wie der Papstpalast.

Zurück zum Avignoner Bahnhof und ab nach Marseille, das nur noch etwas über eine Bahnstunde entfernt ist.

Etappe 2: Marseille

In Marseille angekommen, durften wir uns dann erst einmal in einer alten, überfüllten Metro zwischen babyblau gekleidete Olympique-Fans quetschen (Marseille, nicht Lyon!), denn unsere Herberge lag an der Metrostation vom Stadion. Also, nicht ganz; aber es war immerhin die nächste. Von da aus ging es dann erst einmal etwa eine Stunde lang am Strand entlang zur Herberge. Schade, denn die babyblau gekleideten Olympique-Fans gingen von da an nicht mehr in unsere Richtung. Olympique gewann trotzdem mit 3:1 gegen AFC Valenciennes aus Reims.

Strand und Palmen im Wintersemester. Das ich sowas mal erleben darf… Für den Abend hatten wir folgerichtig nichts weiter geplant, als uns an eben jenen Strand zu setzen. Im Winter wird der übrigens dann doch kälter als erwartet. Aber so eine Stunde kann man es schon gut aushalten.

Marseille selber hat – wie wir am nächsten Tag feststellen durften – verhältnismäßig wenig an traditionsreichen Sehenswürdigkeiten zu bieten. Ich habe zwar nicht viel mehr als einen ersten Blick riskiert, aber dennoch – in Lyon ist uns bei unserem ersten Blick mehr Schönes aufgefallen. Allerdings hat Marseille einfach mehr Meer. Ist ja auch ein Argument.

Was es zu sehen gibt, ist die schöne Kirche “Notre Dame de la Garde”. Sie steht auf einem Hügel, so dass man einen wunderschönen Ausblick über Marseille und das Mittelmeer hat. Der Vieux Port ist auch einen Besuch wert, und wenn man schon mal da ist, könnte man auch im Quartier du Panier vorbeischauen und die Kathedrale bewundern. Dort gibt es dann auch eine eindrucksvolle Orgel zu bewundern, mit Pfeifen, die in die Mitte des Raums ausgerichtet sind. Wäre höchst interessant, die mal in Aktion zu erleben, leider haben wir das am Wochenende aber nicht mehr geschafft.

Außerdem hat Marseille gerade interessante Plakate, die seine Bewohner zu mehr Umweltbewusstsein verhelfen sollen. Der zuständige Texter hat sich eine Vielzahl von „x fini, y partie“-Reimen einfallen lassen, zu deutsch etwa „fertig mit hm hm, weg ist hm hm“. Klingt im Deutschen nicht gut, ist aber auch im Französischen nicht gerade originell. Unser unangefochtener Favorit: „caca finie, maître partie“ mit einem Hundehaufen, den das Herrchen achtlos auf dem Gehweg hat liegenlassen. Lecker. Übrigens zeigen die Dinger erstaunlich wenig Wirkung. Aber vielleicht hängen sie ja auch noch nicht lange…

Sunday, January 13, 2008

Treppen, Märkte, Geister: das Croix Rousse in Lyon

... und hier ist er auch schon: der erste "cross-gepostete" Beitrag. Das Wort "cross posten" habe ich gestern erfunden, es heißt so viel wie "an zwei Stellen veröffentlichen". Aber das ist ja deutsch und nicht trendy genug. Viel Spaß beim Lesen ...

Beim Beitrag über die Vogue la Galère ist es schon einmal aufgetaucht: jenes ominöse Schlagwort "Croix Rousse". Und so fragte mich nur kurze Zeit später ein Freund ganz unverständig: "Was ist denn eigentlich das Russenkreuz, von dem du da schreibst???"

Wird also Zeit, mal Klärung zu schaffen. Croix Rousse ist erst einmal schlicht und ergreifend der Name des Viertels, in dem ich wohne. Wer glaubt, man könne eine Sache verstehen, wenn man weiß, was der Begriff bedeutet, kann jetzt mit dem Lesen aufhören. Für alle anderen habe ich allerdings einiges mehr zusammengestellt.

Une petite histoire de la Croix Rousse

Das Croix Rousse liegt auf einem von zwei Hügeln Lyons. Auf dem anderen Hügel, dem "Colline de la Fourvière", stehen vor allem Kirchen, deswegen nannte man ihn den "Hügel, der betet". Das Croix Rousse nannte man folgerichtig den "Hügel, der arbeitet", weil dort viele Arbeiter wohnten (vor allem aus dem Textilgewerbe). Laut einer meiner ersten Vorlesungen ist das Viertel mit 27000 Einwohnern das dichteste der Stadt.

Nun gab es allerdings ein Problem: Es gab nämlich (fast) keine Straße, die von Norden nach Süden aus dem Viertel herausführte. Ungünstig, wenn man nach Lyon wollte. Statt Straßen in Schlangenlinien zu benutzen haben die Bewohner dann halb private Treppen zwischen den Häusern gebaut. Und so kommt es, dass man heute von nahezu überall im Croix Rousse nach Lyon gehen kann, allerdings über Treppen, Treppen, und Treppen. Für den Bewohner heißt das: viel Sport. Für die UNESCO jedoch bedeutete das, dass man das Viertel als Weltkulturerbe anerkannte, um diese Lebensweise zu schützen.

Comment on vit dans « Le Village »

"Le Village", so nennt man das Croix Rousse im Volksmund von Lyon. Das liegt daran, dass man hier wirklich das Gefühl hat, in einem Dorf zu leben. Hier ist meine Top 3, was das Leben im Croix Rousse angeht. Wer es noch nicht gemerkt hat: ich liebe es!

Platz 3: So nah und doch so fern

Das Croix Rousse liegt auf einem Berg am Rand der Stadt. Das bedeutet: man ist innerhalb von 10-15 Minuten zu Fuß am Hôtel de Ville und damit in der Innenstadt. Wenn keine Metro mehr fährt, geht man halt zu Fuß nach Hause (obwohl das natürlich anstrengend ist, bei den ganzen Treppen). Andererseits bedeutet die Lage auf dem Berg aber auch: ins Croix Rousse geht nur, wer dorthin will. Kein Durchgangsverkehr. Und nach wenigen Wochen kennt man die ersten Leute auf der Straße.

Platz 2: Der Markt

Frankreich ist das Land des guten Essens, und so sind Märkte noch ziemlich verbreitet. Im Gegensatz zu Deutschland sind sie 1. günstiger als Supermärkte und 2. wesentlich öfter. Im Croix Rousse gibt es jeden Tag Markt. Man findet dort unglaublich gutes Gemüse und Obst, dazu Fleisch und Milchprodukte. Und so geht man also zwei- bis dreimal die Woche zum Markt, kauft für ein paar Euro Essen und unterhält sich mit den Händlern. Die merken übrigens leider immer noch sehr schnell, dass man kein Muttersprachler ist. Aber nun gut, man kann ja auch nicht alles haben.

Platz 1: Der Geist der "Croix Roussiens"

Neulich sprach ich in einer Kneipe mit einem Mann, der mir etwas vom "l'esprit de Croix Roussiens" erzählte. Ein paar Tage davor sprach ich in einer Kneipe ebenfalls mit einem Mann, der mir ebenfalls etwas vom "l'esprit de Croix Roussiens" erzählte. Muss also was dran sein. Und tatsächlich atmet das ganze Viertel den Geist der Leute, die hier wohnen - und das sind vor allem Familien und Künstler. Ein Mann, der sich Crieur Public nennt, stellt sich jeden Sonntag auf den Marktplatz und erzählt. Einfach so, für lau. Er erzählt Geschichten und Eindrücke von Leuten, die sie ihm geschickt haben. Auch das einfach so. Eine Gruppe engagierter Leute organisiert die Vogue la Galère, weil sie auf die offizielle Kirmes keine Lust haben. Man kommt von einem Ausflug nach Hause, und auf dem Marktplatz sieht man plötzlich eine Gruppe Künstler, die Spiele mit Clowns veranstalten. In jeder Kneipe hängt ein Plakat mit einem Theaterstück, das eine Gruppe Bewohner hier demnächst aufführen wird. Es gibt eigene Webseiten wie croixrousse.net oder das WebTV. Schwer zu sagen, was dieser Geist nun genau ist. Aber er hat etwas Interessantes. Demnächst mehr dazu.


Saturday, January 12, 2008

MeWis unterwegs Reloaded

Hallo allerseits. Ich liebe diese Fortsetzungen im Kino, die immer so schöne Titel haben. Nun ist ja die erste MeWi-Generation schon einige Zeit wieder in Trier und die zweite schon einige Zeit unterwegs. Ich habe mich deshalb entschieden, den Blog wiederzubeleben.
Meine eigene Reise führte mich von Trier nach Frankreich ins schöne Lyon. Ich werde in Zukunft alle Beiträge von meinem privaten Blog, die meinen Erasmus-Aufenthalt betreffen, auch hier veröffentlichen, doppelt also. Für alles andere müsst ihr aber schon auf meinen eigenen Blog gehen.

Wednesday, July 11, 2007

Die nächste Generation

So, und wir hoffen mal, dass wir (also die Leute, die dieses Jahr abroad sind) dieses Blog erfolgreich weiter führen!

Bei mir gehts in 6 Wochen los und ich kanns kaum erwarten mal wieder aus Trier rauszukommen. Wohnung ist gekündigt, nächsten Freitag wird sich meine WG leider auflösen. Das war sie dann: Meine Studentenzeit in Trier. Wenn ich zurückkomme werde ich hoffentlich mit meiner Magisterarbeit anfangen können...

Monday, January 29, 2007

Weiterlesen?!

Hejhej! Nur eine ganz kurze Nachricht vom Niederrhein in eigener Sache. Da ich jetzt kein MeWi abroad mehr bin, findet Ihr meine Einträge ab sofort in meinem eigenen Weblog. Ich wünsche allen noch viel Spaß im Ausland bzw. eine gute Rückreise!